Solaranlagen-Geschichten

Dieses Jahr, im April, war es, glaub‘ ich. Da kaufte mein Freund sich einen Kastenwagen.

Die Idee eines Oldenburger Paares, von einer WG-Gründung auf dem Land, zog uns auch an. (Ja, es war das Oldenburg in Oldenburg. Nicht das Oldenburg in Holstein.)

Ja, was nun? Bleiben, für immer? Sich auf Leute fest einlassen? Oder gründen, der WG ein Fundament geben? Und dann mit dem Auto weg? Was war nun mit Spanien? Portugal? (Man kann nicht gerade sagen, dass wir in einem Alter sind, wo man noch Flausen im Kopf hat. Vielleicht habe ich wieder Flausen im Kopf, im mittleren Alter.)

Ja, ich will. Trotz oder gerade wegen meiner Lebenserfahrung. Etwas Unbekanntes wagen. 14 qm gibt es schon (www.14qm.de). Wir haben sechs. Außerdem Lithiumbatterien. Und 12 V. Reichen die Solarmodule? Viele neue Fragen. Manche konnte Stefan klären. Andere entspringen unserem Sicherheitsbedürfnis. Die Antwort ist keine sachliche. Und nicht immer die gleiche.

44 cm? Oder brauchen wir 55 cm, um hereinzukommen an der Seitentür? Wie viel Platz braucht man, um sich gut zu fühlen? Um schnell rein- und rauszukommen? Und doch Platz für Stauraum zu haben. Wie viel Platz im Leben? In was für einem Leben?

Der Mann in Oldenburg hatte ein fertiges Wohnmobil. Hatte er? Mit ein paar persönlichen Änderungen. Zeigte uns stolz, wo seine Elektrik verbaut war. (Keine Solaranlage.) C. machte emsig Fotos. Maß aus. Fasste an, probierte Schränke aus. Die Sitzbank. Die Umbauten.

Es war ein 5 m langes Auto. (Unser hat jetzt 5,40. Wir machen uns manchmal ein Spiel daraus, die Länge der an uns vorbeifahrenden Kastenwagen zu schätzen. Mercedes ist schwer zu schätzen. Hat andere Maße. Andere Unterteilungen. Aber sonst: 5 m, 5,40, 6 m, 6,40.)

C. fragte mich, in dem Oldenburger Wohnmobil: „Antje, wie findest du das Licht hier hinten?“, „Reicht dir der Platz zum Sitzen?“ Er sagte: „Wenn E. hier mitschlafen würde, wird es eng. Du musst ihr angewöhnen, dass sie auf dem Boden schläft“ (E. stellt jetzt gerade die Pfoten neben das Notebook. Und will bekrabbelt werden. Sie ist wachsam.)

Sie hatte Schiss, neulich auf der Rückfahrt von Gießen, als Leiter, Campingstuhl, Brett, samt dazwischen geklemmten Pullovern sich in Bewegung setzten.

Ich hatte mich losgeschnallt, auf der Autobahn, um unser Dach von unten zu befühlen: War es unterschiedlich heiß? Jetzt mit den Solarmodulen drauf? Die Sonne knallte. Die Zahlen auf dem Display rappelten. Display-TV. (Wie Waschmaschinen-Fernsehen. Als wir den ersten Frontlader hatten, zu Hause, setzte ich mich davor und schaute zu, wie sich die Wäsche drehte. Nun Display-Fernsehen.) Mir wird nicht langweilig.

Ein paar Tage später war ich wieder bei C., für die Restbauten: Betthimmel. (Holzhimmel.) Letzte Isolierungen auf die Radkappen, innen. Matratzen zerschneiden. Es machte mir Spaß, raus aus dem Kopf und einen Teppichschneider in die Hand zu bekommen. Vier Teile ergeben unser neues Bett. Die ist die Sitzgelegenheit am Tag.

Wir schliefen im Auto, wo wir doch im Haus hätten schlafen können. Ich war beeindruckt, dass C. es schaffte, nachts raus- und reinzukommen. Über die Hecktür, ohne dass er doll Krach machte.

Ich wachte auf, in der zweiten Nacht. Es war warm. Die Blätter der hohen Bäume drumherum machten mir eine Unruhe, dass ich nicht weiterschlafen konnte. Ein Gewitter sollte kommen. Doch wann? Ich stieg nach unten. E. machte einen Satz ins Halbdunkle. Vom hohen Bett aus, im Auto, auf den Beton. Wir schlenderten zum Briefkasten. An der Wiese vorbei. Ich mit nackten Füßen. C. war im Auto.

Auto. Ich sage ‚Auto‘. Und meine: Wohnmobil. Wenn ich jetzt von oben drauf schaue, ist da nicht nur ein selbst eingebautes Fenster. Neulich nachts hörte ich auch den Kühlschrank summen. Und wir haben eine Solaranlage auf dem Dach. Drei Platten. Ich lernte bei C., dass Metallschrauben abbrechen können. Bei Stefan, dass man auch mit halbfertigen Aufbauten zu ihm kommen kann. Man lernt bei ihm dazu (Frau auch :-). Bei seiner ruhigen und konzentrierten Ausstrahlung.

Einfach so. Einfach so, mit den Füßen, war ich neulichs nachts aus meinem neuen Zuhause gestiegen. Fühlte den Asphalt hart und rau. Oben war der große Wagen. Und auf der Wiese ein großer ovaler Stein. Dunkel.

Ich fragte mich, ob es ein Tier ist. Was für ein Tier? Ich konnte es nicht genau sehen. Ich beugte mich herab. Und senkte meinen Finger langsam herab, nicht wissend, was ich gleich fühlen würde. „Bist du ein Igel?“, fragte ich den ovalen Stein. Und schon piekste es in meinem Finger. Ich freute mich total. E. lief um den Stein herum. Mich überkam mittmal Angst, wir könnten Flöhe mit zurück ins Auto schleppen. Ich versuchte, E. wegzubekommen. Sie bellte. War wütend. Ich bekam ihre Rute und eine Vorderpfote zu packen und zog und lockte sie weg.

Zuhause, im Auto :-), erzählte ich C. von unserem Erlebnis. Der Kühlschrank machte dazu: ‚brrrrrrrhhhh…..‘.

Die Sterne guckten mich an. Ich war über unseren Holzboden gestiegen. An den Kabeln vorbei, die ich mit C. an der Wand, hinterm Beifahrersitz, festgeklemmt hatte. Ich hatte den kleinen Holzrahmen gestreift. Er sah aus wie ein kleiner Bilderrahmen. C. hatte ihn in der Werkstatt von Fullsol zurechtgeschnitten. Jetzt hütete er unsere Geheimnisse. Ladestand und Verbrauch. Das Display. Ich fühlte mich geborgen.

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