Update – Ein Vierteljahr mit unserer Solaranlage unterwegs

Technische Ausrüstung

Wir haben 3 x 100 Watt-Module auf unserem Wohnmobil. Zwei Lithium-Ionen-Batterien á 90 Ah und ein Ladebooster komplettieren unsere Stromanlage.

Alle unsere Verbraucher laufen auf 12 Volt-Basis: ein Kühlschrank, sechs LED-Lichtleisten und drei ergänzende LED-Spots, auch die Steckplätze und Netzteile für die zwei Notebooks und zwei Handys.

Reiseroute

Am Beginn des Herbstes waren wir in Mitteldeutschland gestartet. Bei Fullsol Solar in Gießen legten wir einen wertvollen Zwischenstopp ein.

Es folgten kurze Reisestationen in Frankreich und Spanien.

Insgesamt drei Monate verlebten wir in Portugal, bei milden Temperaturen und oft circa acht Sonnenstunden pro Tag zum Aufladen.

Solarstrom

An unserem ersten Standort, an einem Stausee, im Norden Portugals, war die Stromausbeute höher als der Verbrauch. Selten standen wir unter Bäumen. Auch regnete es nur an wenigen Tagen. Die Verschattung spielte, im Vergleich zur großen Menge des Inputs an Sonnenenergie, kaum eine Rolle.

Ein Stellplatz an der Algarve, nahe Faro, mit einem Zwischenhalt am Flughafen für drei Tage, brachte eine größere Verschattung unserer Photovoltaikanlage.

Exkurs: Zusammenhang von Verschattung und Ertrag

Die Fotozellen in einem Solarmodul sind in Reihe geschaltet (ähnlich wie die Lichterkette in einem Weihnachtsbaum). Wird eine Zelle bedeckt, kann das ganze Modul keinen Strom speichern.

Die Bedeckung tritt nicht nur auf durch Wolken, Bäume, nebenstehende Gebäude oder Camping Cars. Besonders im Winter, wenn der Sonnenstand niedrig ist, wirft auch die externe Antenne auf dem Dach Schatten auf die Solaranlage.

Als wir bei Faro am Strand standen, zeigte unser Display an vielen Tagen einen Ladungsstand von 60 Prozent an. Abends sank er auf 40 Prozent, um sich tags darauf wieder aufzuladen. Wir standen unter Pinien! —

Dann erlebten wir eine Schlechtwetterperiode von vier Tagen. Unsere Batterien brauchten Strom. Durch Fahrten in die Stadt und zum veganen Restaurant um die Ecke fütterten wir unsere Batterien über den Booster mit zusätzlichem externen Strom.

Sicherheit

Ich fühle mich wohl und abgesichert durch unserer Solaranlage. Sie gestattet uns Autarkie.

Sie hat starkem Wind und Regen ausgehalten und säubert sich selbst.

Während ein anderer Camper während des Sturms bei plus 18° Celsius nachts im Dezember Windschutz neben dem Blechzaun eines Supermarkes suchte (da wo die Einkaufswagen draußen stehen), wurde unser Wohnmobil freistehend durchgerüttelt. Die Solarpanele zeigten sich am nächsten Morgen, bei meinem Ausguck aus der Dachluke, heil und blitzend!

 

 

Veränderungswünsche

Wir drehten die Sicherung vom Ladebooster heraus, weil wir in der Stille der Natur auch das leise Lüftungsgeräusch nicht mehr haben wollten. Nun wünschen wir uns noch, dass das hohe Pieps- bzw. Summgeräusch vom MPPT-Regler (Votronik) aufhören möge.

Am Strand von Quarteira trafen wir eine Französin, mit einem Van voller Platz in der Mitte. Leicht, hell und anregend die Farben, Stoffe und Accessoires. Wir hingegen empfinden es als Privileg, viel Stauraum zu besitzen.

Nun diese französische Variante. Ein Innenleben aus leuchtendem Blau, Weiß, mit einem gelben Vorhang, dessen Wehen uns von weitem anlockte. Ein geräumiger Eingangsbereich, nur ein Tisch (und zwar ein klappbarer Rundtisch), für Drinnen und Draußen.

Nachteile: ein schmaleres Bett, die Küche vor einer Wand anstatt vor offener Tür oder Fenster, viel weniger Stauraum und das Frischwasser in mehreren kleineren (6 Liter-)Behältern und nur noch wenigen großen (15-25 Liter).

Gewinn: ein ebener, weiter Boden vom Eintreten bis hinten vor die Hecktür.  R  a  u  m  . Kein Auf-die-Füße-Treten zu zweit mehr. Notgedrungen weniger Kram. Kein ungenutzter Kaffeefilter mehr. Kein Campingkocher mehr, der (zusätzlich zum Spirituskocher und zum Raketenofen) nie zum Einsatz kam. Besser? Oder einfach anders?

Am 32. Breitengrad

Heute Mittag stehen wir in der Berberstadt Souira Kedima, am Atlantischen Ozean. Bei bedecktem Himmel zeigt meine Lieblingsanzeige von Votronic, neben der Seitentür: „CHARGE: 167 Ah = 93 Prozent“.

Gestern Abend hatten wir bei Safi, in der Abenddämmerung, die größten Wellen meines Lebens gesehen. Dunkel und mehrere Meter hoch rollten sie heran. Wir standen auf porösen, trockenen Klippen oberhalb. Ihre Kraft hörten und spürten wir gleichzeitig unter unseren Füßen. Angst ergriff mich. Dann löste sich die Wellenfront mit einem Spritzen und Schäumen auf.

Heute rennt kein Esel, wie gestern, mit einem kleinen Jungen auf dem Rücken, neben unserem Auto her. Wir stehen Recht ruhig, neben anderen Wohnmobilen auf einem Park-Day-and-Night-Platz.

 

 

 

 

 

 

Nebenan wurden gerade Ziegen durch das Gebüsch getrieben. Unser Hund schlug an. Ich höre einen Handwerker hämmern. Ab und zu schaut die Polizei vorbei. Neben uns hatten junge Leute (drei Männer und eine Frau) in einem Leihwagen übernachtet. Sie Polin, die anderen Französisch und Portugiesisch sprachig. Einer fragte uns nach einem Handfeger, bevor sie den Wagen zurückbrachten und den Rückflug antraten. Anderthalb Wochen zu viert in einem Dacia – mein Respekt!

Kurzinterview meines Partners, C.: „Bist du zufrieden mit deiner Solaranlage?“

C.: „Was war der Wunsch? Dann kann ich dir sagen, ob es das erfüllt oder nicht.

Der Wunsch war: ohne Landstrom, ohne Strom aus der Steckdose, mehrere Tage in der Natur freistehen zu können.

Was ich bekommen habe: Durch die Kapazität der Solarmodule, von 3 x 100 Watt, in Kombination mit tollen Lithium-Ionen-Batterien, von Victron Energie, haben wir unseren aktuellen Strombedarf wunderbar im Griff. Lediglich bei mehreren Schlechtwettertagen hintereinander nutzen wir unseren Booster während der Fahrt, um die Batterien im Aufladeprozess zu unterstützen.

Mein Feedback nach drei Monaten

Eine perfekte Kombination der Hardware. Und eine super Abstimmung auf unseren Strombedarf.

Zwei Ergänzungen

  1. Ich würde von Victron Energie die MPPT-Laderegler holen, ohne mechanische Lüfter. Mich nervt der hohe Ton der Regler von anderen Herstellern.
  2. Die häufig in Internetforen formulierte Kritik zum Thema Lithium-Ionen-Batterien teile ich nicht, da ich durch meine LiPOs [LiFePO4-Akkus] überhaupt keine Probleme kenne. Ich schaue nicht täglich auf die Batterieanzeige. Sie läuft zuverlässig und selbstständig.

So gucke ich, wie beim Spritverbrauch im Auto, nur ab und zu darauf, ob ich was tun muss oder nicht.

Ich danke Stefan für seinen tollen Einsatz, seine Beratung und seine Umsetzung. Diese ermöglichen mir jetzt ein sorgenfreies Leben in Afrika.

In ein paar Monaten gebe ich gern noch einmal ein Update.“

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